(verpd) In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gingen die Fehlzeiten wegen Krankschreibungen der Arbeitnehmer massiv zurück. Ein Grund dafür: Die klassische Erkältungszeit im ersten Quartal 2021 fiel aufgrund der Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 aus. Psychische Erkrankungen legten dagegen zu. Das zeigt eine Auswertung einer gesetzlichen Krankenkasse.
Im ersten Halbjahr 2021 war der Krankenstand in Deutschland auf einem Tiefststand. Beschäftigte meldeten sich von Januar bis Juni 2021 pro Kopf im Schnitt 6,7 Tage krank. Das ist ein Minus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies geht aus einer aktuellen Analyse der Krankenkasse DAK-Gesundheit, eines Trägers der gesetzlichen Krankenversicherung, zu den Fehlzeiten ihrer 2,3 Millionen Versicherten hervor.
Bereits im vergangenen Jahr nahm laut einer Auswertung der genannten Krankenkasse der durchschnittliche Krankenstand bei den Arbeitnehmern von 4,2 Prozent in 2019 auf 4,1 Prozent in 2020 leicht ab.
Die Schutzregelungen vor Corona haben noch weitere Folgen: Die Zahl der Atemwegserkrankungen ging im ersten Halbjahr deutlich zurück. Die Krankenkasse sieht „die geltenden Abstands- und Hygienemaßnahmen während der Pandemie als Ursache für den massiven Rückgang“. Der Rückgang betreffe alle Berufsgruppen.
Nach wie vor rangieren bei den Gründen für Krankmeldungen die Beeinträchtigungen des Muskel-Skelett-Systems mit 24,9 Prozent an erster Stelle. Im ersten Halbjahr 2020 waren es 20,7 Prozent, gefolgt von Erkrankungen des Atmungssystems mit 18,3 Prozent. Zum Vergleich: Krankheiten wie Erkältungen oder Bronchitis gaben im laufenden Jahr nur in 7,1 Prozent der Fälle den Ausschlag für eine Krankmeldung.
„Die wegen der Pandemie eingeführten Abstands- und Hygienemaßnahmen haben sich als wirkungsvoller Infektionsschutz erwiesen“, lässt sich dazu auch Andreas Storm, DAK-Vorstandschef, in der Auswertung zitieren. Gestiegen sind von Januar bis Juni dieses Jahres dagegen die psychischen Erkrankungen. Sie machten 19,8 Prozent der Fehlgründe aus (1. Halbjahr 2020: 16,7 Prozent). Verletzungen und Vergiftungen lagen in den ersten sechs Monaten auf Platz drei mit einem Anteil von 12,4 Prozent (2020: 10,7 Prozent).
Nach Angaben von Gesundheitsexperten kann, sofern eine psychische Erkrankung wie eine Depression frühzeitig erkannt wird, in vielen Fällen eine medikamentöse und/oder auch psychotherapeutische Behandlung das Leiden schnell lindern oder komplett heilen.
Wer sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos fühlt und deutlich weniger Lust und Freude an Dingen hat, die er sonst gerne macht, sollte einen Arzt oder Psychotherapeuten aufsuchen, denn das könnte ein Hinweis auf eine vorliegende Depression sein. Dies betonen die Experten des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ).
Bei akuten psychischen Problemen kann an Wochenenden und Feiertagen der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116 117 angerufen oder die nächste psychiatrische Klinik aufgesucht werden. Ein weiterer Ansprechpartner ist die Telefonseelsorge, erreichbar unter der Telefonnummer 116 123, 0800 1110111 oder 0800 1110222 oder per E-Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de.