Das unterschätzte Risiko: Was Pflege kosten kann

(verpd) Weit weniger als jeder zweite Bürger in Deutschland hat schon einmal darüber nachgedacht, welche Folgen die eigene Pflegebedürftigkeit mit sich bringen würde. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung. Dabei ist das Kostenrisiko im Pflegefall ohne eine zusätzliche Absicherung enorm, wie die Fakten belegen.

Das Thema „Absicherung des Pflegefalls“ fand in den vergangenen zwei Jahren wohl aufgrund der Coronakrise in der öffentlichen Diskussion nur am Rande statt. Ein Drittel der Verbraucher will sich auch in naher Zukunft nicht mit der Problematik auseinandersetzen.

Allerdings gibt es geschlechterspezifische Unterschiede: Während sich fast jede zweite Frau (49 Prozent) schon einmal mit der eigenen Pflegebedürftigkeit beschäftigt hat, ist es unter Männern nur etwa jeder Dritte (37 Prozent).

Zu diesem Ergebnis kommt die Pflegestudie eines Versicherers. Für die Umfrage hat das Meinungs-Forschungsinstitut Yougov GmbH im Auftrag des Studienherausgebers im Juni 2022 2.047 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt.

Hoher Eigenanteil an den Pflegekosten

2021 bekamen hierzulande rund 4,88 Millionen Pflegebedürftige Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung. Dies geht aus veröffentlichten Zahlen zur Pflegeversicherung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) hervor. Das entspricht einem Anstieg von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Kosten für die Versorgung werden jedoch häufig unterschätzt. Der Verband der Ersatzkassen e.V. (VDEK) bezifferte den durchschnittlichen Eigenanteil, den Pflegebedürftige für eine stationäre Heimbetreuung Anfang des Jahres noch aufbringen mussten, auf rund 2.133 Euro monatlich. Dieser Betrag muss zusätzlich zu den Leistungen der gesetzlichen Pflege-Pflichtversicherung aufgebracht werden.

Im Juli 2022 zahlten Pflegebedürftige für das erste Jahr im Pflegeheim im Schnitt 2.245 Euro pro Monat selbst dazu, wie eine vom Verband der privaten Krankenversicherung e.V. (PKV-Verband) veröffentlichte Marktanalyse zeigt. Mittlerweile haben zahlreiche Pflegeheime die Kosten für die stationäre Pflege und damit auch den Eigenanteil der Pflegebedürftigen unter anderem aufgrund der gestiegenen Energie- und Personalkosten wieder deutlich angehoben.

Kostenschutz für sich und die Angehörigen

Von allen Befragten gaben nur sechs Prozent an, im Ernstfall gerne in einem Pflegeheim versorgt zu werden. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) wünscht eine Pflege zu Hause.

Am gefragtesten ist die Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst (27 Prozent) oder direkte Angehörige (21 Prozent). Männer (23 Prozent) möchten noch häufiger als Frauen (19 Prozent) von der eigenen Partnerin oder Verwandten in den eigenen vier Wänden versorgt werden. Doch auch bei der ambulanten Pflege bietet die gesetzliche Pflegeversicherung bei Weitem keinen Rund-um-Kostenschutz.

Reicht das Einkommen und Vermögen des Pflegebedürftigen zusammen mit den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung nicht, um die anfallenden Kosten zu decken, müssen unter Umständen auch die Angehörigen einen Teil übernehmen. Zwar ist laut dem Angehörigen-Entlastungsgesetz seit 2020 ein Kind oder ein Elternteil mit einem Bruttojahreseinkommen von bis zu 100.000 Euro nicht zur Übernahme der Pflegekosten verpflichtet.

Allerdings gilt das nicht für den Ehepartner des Pflegebedürftigen. Dieser muss eventuell auch bei einem kleineren Einkommen, und/oder wenn ein Vermögen vorhanden ist, die restlichen Pflegekosten zumindest teilweise begleichen. Vorsorgen, um nicht zur finanziellen Belastung für die Angehörigen und/oder zum Sozialhilfefall zu werden, kann man jedoch mit einer privaten Pflegezusatz-Versicherung.

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