Der Immobilienmarkt hat eine Vollbremsung hingelegt

(verpd) Das Lieblingsprojekt der Deutschen muss warten: Die Finanzierung der eigenen vier Wände ist für die Mehrheit zu teuer, obwohl die Preise für Kaufobjekte sinken. Auch die Modernisierung von Bestandsobjekten wird verschoben, wie die Umfrage einer Bausparkasse zeigt.

Die Spirale aus steigenden Zinsen, wenig Nachfrage und sinkenden Preisen erreicht den privaten Sparer. Die Deutschen träumen zwar weiter vom Eigenheim, eine realistische Finanzierung stufen hingegen viele Interessenten als unrealistisch ein.

Nachfrage sinkt aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten

Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag eine Bausparkasse planen nur noch sechs Prozent der Verbraucher den Kauf oder den Bau der eigenen vier Wände. Das seien gerade mal halb so viele wie noch vor zehn Jahren.

Hintergrund für den Rückgang: Die hohen Zinsen für Baugeld hinterlassen eindeutige Spuren. Nach einer kurzen Entspannung stiegen die Hypothekenzinsen im vierten Quartal wieder deutlich an.

Entsprechend sinken die Angebotspreise von Immobilien gerade in den deutschen Großstädten. Laut einer aktuellen Auswertung der Immowelt GmbH gehen die Preise für Bestandswohnungen in 13 von 14 deutschen Metropolen zurück, während die Mieten weiter zulegen.

Auch Modernisierung und Sanierungspläne werden verschoben

Aber nicht nur der Kauf scheint vielen abwegig, auch Modernisierung, Sanierung oder nur Renovierung werden hintenangestellt, wie eine Umfrage belegt. 31 Prozent der Immobilienbesitzer legen demnach ihre Pläne erstmal auf Eis. 30 Prozent wollen auf Handwerker aufgrund der gestiegenen Preise für Arbeitszeit und Material verzichten und selber Hand anlegen.

Insgesamt ist im Zuge der steigenden Zinsen die Nachfrage nach Baufinanzierungen weiter eingebrochen. Das Neugeschäft deutscher Banken mit Immobiliendarlehen an Privathaushalte und Selbstständige ging im September um 28 Prozent zum Vorjahresmonat zurück.

Diese Entwicklung bestätigte auch die Deutsche Bundesbank: „Die Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten brach im vierten Quartal so stark ein wie noch nie zuvor seit […] 2003“, schreibt das Institut zu den Januar-Ergebnissen im Kreditgeschäft.

Immobilienmarkt wird sich stärker segmentieren

Die Baufinanzierungs-Zinsen sind inzwischen auf entwa vier Prozent gestiegen. Die Prognose für 2023: Die Bauzinsen werden weiter steigen, allerdings nicht mehr im selben Tempo wie 2022. Die Preise für Wohneigentum werden dagegen stagnieren beziehungsweise leicht nach unten korrigiert, so die Aussagen von Finanzdienstleistern für 2023.

„Der Immobilienmarkt hat in vielen Teilen Deutschlands eine Vollbremsung hingelegt. Doch einen flächendeckenden Preisrutsch werden wir 2023 nicht sehen“, meint ein Bank-Chef.

Er erwartet, dass sich der Immobilienmarkt 2023 noch stärker auffächert. Die Lage und der energetische Zustand des Objektes rückten immer stärker in den Fokus. Die Folge: erhebliche Preisunterschiede und mehr Verhandlungsspielraum beim Kauf.

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