(verpd) Es gibt zahlreiche Gründe, warum Privatpersonen in eine Schuldenfalle geraten können. Wie eine aktuelle Überschuldungsstatistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigt, hat nur rund jeder siebte aufgrund eines zu teuren Lebensstils beziehungsweise einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung seine Finanzmisere selbst verursacht.
Jährlich veröffentlicht das Statistische Bundesamt (Destatis) eine Überschuldungsstatistik, aus der unter anderem hervorgeht, welche Hauptursachen zu einer Überschuldung von Privatpersonen führen.
Basis der aktuellen Statistik ist die Auswertung der Daten von rund 160.000 Personen, die in 2022 eine Beratung bei 665 der insgesamt circa 1.380 Schuldnerberatungs-Stellen in Deutschland in Anspruch nahmen. Insgesamt lässt sich an den bisherigen Statistiken erkennen, dass die vier Hauptgründe für eine Überschuldung seit Jahren die gleichen sind.
Arbeitslosigkeit ist seit Jahren der häufigste Grund, der zu einer Überschuldung von Privatpersonen führt. Fast jede fünfte Person, konkret 19,2 Prozent, die in massive Zahlungsschwierigkeiten gekommen ist und deswegen eine Schuldnerberatung in Anspruch genommen hat, war letztes Jahr davon betroffen. Von 2015 bis 2018 waren es sogar noch zwischen 20,0 und 21,1 Prozent.
Deutlich gestiegen ist der Anteil der Überschuldungen, die durch eine Krankheit, eine Sucht oder einen Unfall verursacht wurden – seit 2015 Jahren Rang zwei der Hauptursachen. Im Jahr 2015 traf dies auf 13,5 Prozent, in 2020 auf 16,5 Prozent und in 2022 sogar auf 17,4 Prozent der überschuldeten Personen zu.
Enorm zugenommen hat auch der Anteil derjenigen, die aufgrund einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten. 2015 waren davon noch 9,4 Prozent betroffen, 2017 lag der Anteil bereits bei 12,3 Prozent, 2019 bis 2021 zwischen 14,3 und 14,5 Prozent und 2022 bei 15,3 Prozent.
Damit ist ein zu teurer Lebensstil beziehungsweise eine nicht an die finanziellen Verhältnisse angepasste Haushaltsführung seit 2019 der dritthäufigste Überschuldungsgrund. Vorher lag er noch auf Platz vier.
Von 2015 bis 2018 belegten eine Trennung, eine Scheidung oder der Tod des Ehepartners mit einem Anteil von 12,5 bis 13,1 Prozent noch den dritten Platz der häufigsten Überschuldungsursachen. Seit 2019, damals wurden 12,5 Prozent der Überschuldungen dadurch verursacht, ist dies nun der vierthäufigste Auslöser. 2022 gaben 12,1 Prozent der Betroffenen dies als Hauptgrund ihrer finanziellen Misere an.
Auf den Plätzen fünf und sechs der häufigsten Überschuldungsursachen liegen ein längerfristiges Niedrigeinkommen und eine gescheiterte Selbstständigkeit. Der Anteil des letztgenannten Schuldenauslösers lag 2022 bei 8,5 Prozent und ist damit in den vergangenen sieben Jahre fast gleichgeblieben.
Im Gegensatz dazu hat sich der Anteil derjenigen, die wegen eines dauerhaft geringen Einkommens in die Schuldenfalle geraten sind, von 2015 bis 2022 deutlich erhöht, nämlich von 3,4 auf 10,1 Prozent.
Die Plätze sieben bis elf der Hauptursachen einer Überschuldung belegen: zu hohe Zahlungsverpflichtungen aufgrund einer Bürgschaft oder Mithaftung (2,1 Prozent), eine Haushaltsgründung oder die Geburt eines Kindes (2,1 Prozent), ein zu zahlender Schadenersatz wegen unerlaubter Handlung (1,5 Prozent), eine unzureichende Kredit- oder Bürgschaftsberatung (1,3 Prozent) und eine missglückte Immobilienfinanzierung (1,2 Prozent).
Einige Ursachen, die zu finanziellen Schwierigkeiten führen können, lassen sich im Übrigen im Vorfeld absichern. So gibt es von der Versicherungswirtschaft Lösungen für eine finanzielle Absicherung, um beispielsweise Einkommensverluste nach einem schweren Unfall, bei einer lang andauernden Krankheit oder im Todesfall des Hauptverdieners zu vermeiden.
Selbst eine Kreditabsicherung oder ein finanzieller Kostenschutz vor möglichen Schadenersatzzahlungen, die man aufgrund eines fahrlässig verursachten Missgeschicks an einen Geschädigten entrichten muss, ist mit passenden Versicherungspolicen möglich. Die Versicherer bieten zudem Möglichkeiten, um Geld für unvorhergesehene Ereignisse, aber auch für bestimmte Ziele wie die Familiengründung oder auch für das Alter anzusparen.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass man sich frühzeitig, also noch bevor es zu Situationen kommt, die zu einer Überschuldung führen können, entsprechend absichert, damit im Falle des Falles ein finanzieller Schutz besteht.
Wer bereits Probleme hat, die anfallenden Lebenshaltungskosten und finanziellen Verpflichtungen zu begleichen, kann sich auf der Webseite der Bundesarbeits-Gemeinschaft Schuldnerberatung e.V. informieren. Neben diversen mehrsprachigen Hintergrund-Informationen finden Interessierte hier einen Onlineberatungsdienst zu seriösen landesweiten Schuldnerberatungs-Stellen, die in der Regel eine kostenlose Beratung anbieten.
Kurze Informationen zur Schuldnerberatung gibt es online beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Hier findet sich unter anderem ein Verweis auf eine weitere Website des BFSFJ, nämlich auf die www.vz-schuldnerberatung.de, die eine Suche nach anerkannten Schuldnerberatungs-Stellen ermöglicht. Entsprechende Anlaufstellen können auch über das Sozialamt erfragt werden.