(verpd) Unter den deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern hat die Bundeshauptstadt Berlin in der Kfz-Haftpflicht- wie auch in der Voll- und Teilkaskoversicherung die schlechteste Schadenbilanz. Am besten sieht es in Bremen (Kfz-Haftpflicht), Dresden (Vollkasko) und Nürnberg (Teilkasko) aus. Dies zeigen Detaildaten aus der neuen Regionalklassen-Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

Jüngst hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) die neue Regionalklassen-Statistik für 2025 veröffentlicht. Dazu wird jedes Jahr die Schadenanzahl und -höhe der Kfz-Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoschäden in den einzelnen regionalen Zulassungsbezirken von einem unabhängigen Treuhänder ermittelt.

Basis für die Einstufung ist ein versicherungsmathematisch berechneter Indexwert, der die Schadenbilanzen für die 413 Zulassungsbezirke in Deutschland im Vergleich zum Bundesdurchschnitt – das ist der Index 100 – wiedergibt.

Ist die Schadenbilanz in einer Region besser oder schlechter als im Vorjahr, erfolgt eine Neueinstufung in die zwölf Regionalklassen der Kfz-Haftpflicht-, 16 Regionalklassen der Teilkasko- und neun Regionalklassen der Vollkaskoversicherung. Ein Ergebnis der aktuellen Statistik: In den deutschen Metropolen mit mehr als 500.000 Einwohnern unterscheidet sich die Schadenbilanz erheblich.

Regionalklassen-Einteilung

Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)

Ein unabhängiger Treuhänder überprüft jedes Jahr die Schadenverläufe der regionalen Zulassungsbezirke. Auf dieser Basis wird eine Neueinstufung in die Regionalklassen vorgenommen, die für die Versicherungsunternehmen unverbindlich ist und ab sofort für Neuverträge und für bestehende Verträge zur Hauptfälligkeit angewendet werden kann. In der Regel ist dies der 1. Januar 2025, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV). Die Regionalklassen werden unter anderem beeinflusst vom Fahrverhalten der Autofahrer, von der Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge und den örtlichen Straßenverhältnissen. Dabei sind in Kfz-Haftpflichtversicherung nach Verbandsangaben die Versicherungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen maßgeblich. In der Voll- und Teilkaskoversicherung werden darüber hinaus örtliche Besonderheiten (wie etwa Diebstahlhäufigkeit, Sturm- und Hagelschäden oder Anzahl der Wildunfälle) berücksichtigt. Entscheidend ist dabei laut GDV nicht, wo ein Schaden entstanden ist, sondern in welchem Zulassungsbezirk der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat.

Kfz-Haftpflicht: Berlin auf der unrühmlichen Spitzenposition

Im Bereich Kfz-Haftpflicht kommt der Serien-Spitzenreiter Berlin aktuell auf einen Schadenindex von über 137,2. Dies bedeutet trotz einer erneut leichten Verbesserung auch über alle Bezirke gesehen weiterhin den Höchstwert.

Die Bundeshauptstadt ist unverändert die einzige Metropole, die in die höchste Regionalklasse 12 eingruppiert wird. Vor drei Jahren war dies noch in insgesamt sieben Städten der Fall. Hintergrund: Der GDV hatte seinerzeit Jahr eine Anpassung der Klassengrenzen vorgenommen. Das hatte verhältnismäßig viele Umstufungen zur Folge.

Hinter Berlin folgen in umgekehrter Reihenfolge zum Vorjahr Essen (Indexwert 128,8) und die Hansestadt Hamburg (Index 123,5). Frankfurt am Main (Index 123,3) wird nach einer Erhöhung um über einen Punkt nun wie die beiden letztgengannten Städte auch in die Regionalklasse 11 (aktuell: 10) eingestuft. In der zweithöchsten Stufe finden sich weiterhin auch München (Index 123,0) und Nürnberg (Index 122,6) wieder.

Bremen mit der besten Schadenbilanz unter den Metropolen

Am seltensten kracht es weiterhin in der Hansestadt Bremen. Dort liegt der Indexwert nach einer leichten Verschlechterung bei 102,9, was weiterhin der Regionalklasse 7 entspricht. Ebenfalls vergleichsweise gute Schadenbilanzen haben die Verbandsstatistiker für Leipzig (Stadt) (Index 106,8) und Stuttgart (Index 109,0) errechnet (jeweils Regionalklasse 8).

Zum Vergleich: Angeführt vom Kreis Elbe-Elster (Index 66,9) werden bundesweit zehn Bezirke in die niedrigste Regionalklasse 1 eingruppiert. Der Bundesdurchschnitt 100 entspricht in der Kfz-Haftpflichtversicherung den Angaben des GDV zufolge weiterhin der Regionalklasse 6.

Vollkasko: Berlin ebenfalls mit der schlechtesten Bilanz

In der Vollkaskoversicherung wird weiterhin die Bundeshauptstadt – aktuell mit einem wieder gestiegenen Schadenindex von 134,9 – als einzige der Metropolen hierzulande in die höchste Regionalklasse 9 eingestuft. Dies entspricht bundesweit dem vierthöchsten Wert. Schlechter schnitten nur die Bezirke Garmisch-Partenkirchen (Index 154,1), Ostallgäu (Index 148,5) und Miesbach (Index 137,9), ebenfalls mit Regionalklasse 9 ab.

Dahinter folgen wie im Vorjahr jeweils in Regionalkasse 7 München, Hamburg und Köln mit Indexwerten zwischen knapp 114,6 und gut 111,3. Während sich München und Hamburg jeweils leicht verbesserten, verschlechterte sich der Indexwert von Köln minimal.

Den niedrigsten Schadenindex unter den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern haben die Verbandsstatistiker in Vollkasko neuerdings für Dresden (Index 97,6) errechnet. Trotz einer deutlichen Verbesserung wird die Metropole weiterhin in Regionalklasse 4 eingestuft. Dies gilt auch für den aktuellen Spitzenreiter Nürnberg (Index 98,9) sowie Dortmund (Index 99,2).

Laut GDV entspricht der Bundesdurchschnitt 100 hier der Regionalklasse 4. Am besten schnitt der Zulassungsbezirk Wesermarsch in Brake mit einem Indexwert 77,9 ab. 28 weitere Bezirke wurden ebenfalls in Regionalklasse 1 eingestuft.

Teilkasko: Nürnberg mit dem besten Schadenindex

Die schlechteste Schadenbilanz unter den großen Städten weist auch in Teilkasko Berlin auf. Der Wert verschlechterte sich um 4,5 Indexpunkte auf 126,7, nachdem er sich zwei Jahre zuvor um zwölf Zähler verbesserte hatte. Dies entspricht nun der Regionalklasse 11 (bisher: 10).

Auf Bundesebene ist Berlin – anders als in Kfz-Haftpflicht und Vollkasko – weit entfernt von der unrühmlichen Spitzenposition. Diese wird für den Bezirk Ostallgäu mit fast 234 Indexpunkten ausgewiesen.

Vergleichsweise hohe Indexwerte von 113,5 beziehungsweise 101,9 stehen für Köln und Leipzig zu Buche. In beiden Metropolen ging der Wert zurück, in Leipzig deutlich um 3,5 Punkte. Für eine Verbesserung reichte das aber in beiden Fällen nicht. Köln wird weiterhin in Regionalklasse 9 eingestuft, Leipzig in Regionalklasse 8. Der Bundesschnitt 100 fällt in Regionalklasse 7.

Mit einem Schadenindex von 72,9 (bisher 30) findet sich Nürnberg auch in Teilkasko am unteren Ende der Auflistung wieder (Regionalklasse 2). Dahinter folgen jeweils in Regionalklasse 3 Hannover (Index 76,1) und Stuttgart (Index 78,6).

Regionalklassenabfrage im Internet

Die Einstufungen aller Bezirke in die Regionalklassen können im GDV-Webportal online abgefragt werden.

Wie der GDV weiter erläutert, „lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen“, da es noch diverse weitere Tarifmerkmale gibt. Diese können sich von Versicherer zu Versicherer zum Teil erheblich unterscheiden.