(verpd) Nach der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik wurden 2022 fast 265.600 Fahrräder bei der Polizei als gestohlen gemeldet – und damit fast 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Daten belegen zudem deutliche regionale Unterschiede. Hochburgen der Fahrraddiebe bei den Städten mit über 100.000 Einwohnern sind beispielsweise Münster und Göttingen. Hier ist die Diebstahlhäufigkeit über 20-mal höher als in Remscheid. Und auch bei der Aufklärungsrate gibt es deutliche Unterschiede innerhalb der Bundesländer, Kreise und Städte.
Laut der jüngsten vom Bundeskriminalamt veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 (PKS 2022) wurden letztes Jahr insgesamt 265.562 Fahrräder bei der Polizei als gestohlen oder entwendet gemeldet. Das sind 13,7 Prozent mehr als 2021. Im Vergleich zu 1994, dem Jahr mit den meisten Fahrraddiebstählen – damals waren es 529.763 gestohlene Velos –, hat sich die Fallzahl in 2022 allerdings fast halbiert.
Insgesamt lag 2022 die Diebstahlhäufigkeit, gemessen an der Anzahl der Velodiebstähle zur Einwohnerzahl, bei 319 geklauten Fahrrädern je 100.000 Einwohner. 2021 lag die Klauquote sogar nur bei 281 Fahrräder je 100.000 Einwohner. Damit ist die Diebstahlquote, nachdem sie acht Jahre in Folge lang rückläufig war, wieder gestiegen. Die meisten Velodiebstähle je Einwohner gab es 1992, damals lag die Diebstahlquote bei 672 Velos pro 100.000 Einwohner.
Etwas verschlechtert gegenüber dem Vorjahr hat sich 2022 die bundesweite Aufklärungsquote. Sie lag im letzten Jahr bei 9,3 Prozent, 2021 waren es noch 9,9 Prozent. Geblieben ist auch, dass das Diebstahlrisiko und die Aufklärungsquoten regional unterschiedlich sind.
Auf Bundesländerebene bestand das niedrigste Diebstahlrisiko im Saarland. Hier wurden letztes Jahr 90 (2021: 74) Fahrräder pro 100.000 Einwohner gestohlen. Deutlich unter der bundesweiten Klaurate von 319 lagen auch die Bundesländer Rheinland-Pfalz mit 158 (2021: 124), Thüringen mit 159 (2021: 172), Bayern mit 191 (2021: 164), Baden-Württemberg mit 201 (2021: 148) und Hessen mit 247 (2021: 213) entwendeten Velos pro 100.000 Einwohner.
Deutlich über dem Bundesschnitt war 2022 die Klaurate in Mecklenburg-Vorpommern mit 326 (2021: 266), in Nordrhein-Westfalen mit 348 (2021: 308), in Niedersachsen mit 364 (2021: 293), in Schleswig-Holstein mit 376 (2021: 304) und in Sachsen mit 383 (2021: 415). Noch höher war die Diebstahlhäufigkeit in Brandenburg mit 401 (2021: 405) und in Sachsen-Anhalt mit 417 (2021: 413) geklauten Fahrräder je 100.000 Einwohner.
Die drei Hotspot-Bundesländer hinsichtlich der Velodiebstähle waren 2022, wie im Vorjahr, Berlin mit 782 (2021: 694), Hamburg mit 795 (2021: 772) und Bremen mit 853 (2021: 777) geklauten Fahrrädern pro 100.000 Einwohner. Damit wurden in Bremen fast zehnmal mehr Fahrräder je 100.000 Einwohner entwendet als im Saarland.
Noch extremer sind die Unterschiede bei den Diebstahlraten, wenn man die 400 Landkreise, Kreise sowie kreisfreien Städte in Deutschland betrachtet. In der Region mit der höchsten Klaurate, nämlich in der kreisfreien Stadt Münster, wurden fast 74-mal mehr Velos pro 100.000 Einwohner geklaut als im Landkreis Freyung-Grafenau, der die niedrigste Klaurate auf Kreisebene aufwies.
Die fünf höchsten Klauraten gab es in den kreisfreien Städten Neumünster (1.020), Speyer (1.048), Cottbus (1.090), Magdeburg (1.103) und Münster (1.324). Die vier niedrigsten Diebstahlraten, nämlich zwischen 18 und 24 gestohlene Velos pro 100.000 Einwohner, hatten die Landkreise Freyung-Grafenau (18), Regen (22), Südwestpfalz (23) und Hof (24).
Auffällig ist, dass bei den ersten 50 Regionen mit den niedrigsten Diebstahlquoten je Einwohner nur Landkreise und Kreise, aber keine kreisfreien Städte zu finden sind. Umgekehrt waren unter den 21 Regionen mit der höchsten Klaurate ausschließlich kreisfreie Städte und ein Stadtkreis, jedoch keine Landkreise oder Kreise.
Auch die Tatortverteilung belegt, dass das Diebstahlrisiko in Regionen mit einer besonders hohen Einwohnerdichte oftmals höher ist als in wenig besiedelten Bereichen.
So wurden rund 15,0 Prozent der Velodiebstähle in Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohner gemeldet, dagegen 33,9 Prozent derartige Delikte in Großstädten mit 500.000 oder mehr Einwohnern. Dabei leben rund 40 Prozent in Orten mit weniger als 20.000 Einwohner und nur etwa 17 Prozent in Metropolen ab 500.000 Einwohner.
Bei den Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern, hatten die niedrigste Diebstahlhäufigkeit Remscheid (64), Wuppertal (106), Pforzheim (120) und Stuttgart (139). Besonders häufig schlugen dagegen die Fahrraddiebe in Cottbus (Klaurate: 1.090), Magdeburg (Klaurate: 1.103), Münster (Klaurate: 1.324) und Göttingen (Klaurate: 1.427) zu.
Seit Jahren ist die Aufklärungsquote und damit die Chance, dass man ein gestohlenes Rad zurückbekommt, relativ niedrig. 2022 wurden 9,3 Prozent der Fälle aufgeklärt, 2021 waren es jedoch noch 9,9 Prozent und 2020 9,8 Prozent. Damit wird seit Jahren nur rund jeder zehnte polizeilich gemeldete Velodiebstahl aufgeklärt. Deutliche Unterschiede gibt es diesbezüglich jedoch bei den Regionen.
Die höchste Aufklärungsquote von allen Bundesländern hatte letztes Jahr Sachsen-Anhalt mit 17,2 Prozent. Auch bei acht weiteren Bundesländern lagen die Aufklärungsquoten über dem Bundesdurchschnitt: nämlich im Saarland (9,9 Prozent), in Hessen (10,1 Prozent), Niedersachsen (11,3 Prozent), Rheinland-Pfalz (11,5 Prozent), Brandenburg (12,2 Prozent), Bayern (12,3 Prozent), Sachsen (13,5 Prozent) und in Thüringen (16,7 Prozent).
Niedriger als im deutschlandweiten Durchschnitt waren die Aufklärungsquoten in Schleswig-Holstein (8,2 Prozent), Baden-Württemberg (8,4 Prozent), Nordrhein-Westfalen (8,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (8,9 Prozent). Die wenigsten Fälle, nämlich nur 3,4 Prozent der Fahrraddiebstähle, wurden in Hamburg sowie jeweils nur 3,9 Prozent dieser Delikte in Bremen und Berlin aufgeklärt.