(verpd) In Berlin wurden 2022 nach absoluten Zahlen erneut die meisten Motorraddiebstähle registriert. In den 84 deutschen Großstädten lag die Veränderungsrate zwischen plus 1.500 und minus 60 Prozent. Das geht aus der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik hervor. In Relation zu den Einwohnern belegt Freiburg im Breisgau den unrühmlichen Spitzenplatz.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 23.700 Diebstähle von Mopeds, Motorrädern und anderen Krafträdern (inklusive unbefugter Ingebrauchnahme) amtlich registriert. Das ist der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 (PKS 2022) zu entnehmen, die im Frühjahr vom Bundeskriminalamt vorgestellt wurde.
Gegenüber dem Vorjahr – 2021waren es rund 17.600 Krad-Diebstähle, der bisher niedrigste Wert – entspricht das einer Zunahme um über ein Drittel.
Seit dem Höchststand von über 53.000 verzeichneten Delikten im Jahr 2007 war dies erst der zweite Anstieg. 2012 lag die Zahl letztmals bei über 30.000, zwei Jahre davor noch bei über 40.000.
Mittlerweile liegen auch regional aufgeschlüsselte Statistikdaten vor. Demnach sind in den deutschen Großstädten ab 100.000 Einwohner gewaltige Unterschiede zu beobachten. Nach absoluten Zahlen ist die Bundeshauptstadt Berlin mit 2.367 solcher Delikte (plus 14 Prozent im Vergleich zum Jahr zuvor) Spitzenreiter.
In Hamburg waren es etwa 811 (plus 57 Prozent) – also etwa 2,2 Motorraddiebstähle pro Tag beziehungsweise ein Delikt alle knapp elf Stunden. Dahinter folgt Köln mit 790 erfassten Fällen. In Frankfurt am Main wurden 594 Diebstähle verzeichnet. In München, Leipzig und Freiburg im Breisgau waren es jeweils über 400 Fälle.
Für insgesamt neun der 84 aufgeführten Städte werden in der amtlichen Statistik weniger als 20 solcher Taten aufgeführt. An der Spitze liegt hier Ulm mit neun vor Salzgitter mit zehn erfassten Fällen.
Auffällig ist zudem, dass es in vielen Städten massive Veränderungen gab. So war die Anzahl der geklauten motorisierten Zweiräder in 23 der aufgelisteten Großstädte rückläufig. Ein Minus von sogar fast zwei Dritteln stand für Braunschweig (von 33 auf 13 erfasste Delikte) zu Buche. Etwa 40 Prozent weniger Taten wurden in Ulm (von 16 auf neun) und in Wolfsburg (von 80 auf 50) verzeichnet.
Stadt | Veränderung in Prozent |
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*Städte ab 100.000 Einwohner, **Prozentualer Anstieg oder Rückgang bei der Anzahl der gestohlenen Krafträder wie Mopeds und Motorräder von 2021 auf 2022; Datenquelle: Bundeskriminalamt, Polizeiliche Kriminalstatistiken 2021 und 2022 | |
Braunschweig | -60,6 |
Ulm | -43,8 |
Wolfsburg | -37,5 |
Münster | -30,6 |
Bielefeld | -29,5 |
Bundesschnitt | +34,8 |
Koblenz | +186,5 |
Würzburg | +190,9 |
Wuppertal | +207,8 |
Kaiserslautern | +340,0 |
Gütersloh | +391,7 |
Reutlingen | +1.533,3 |
Andersherum wuchs die Zahl der polizeilich erfassten Motorraddiebstähle in Reutlingen mit 1.533 Prozent am stärksten (von sechs auf 98 Fälle). Fast verfünffacht hat sich die Zahl in Gütersloh (von zwölf auf 59 gestohlene Krafträder), mehr als vervierfacht in Kaiserslautern (von fünf auf 22 geklaute Motorräder).
In Relation zur Einwohnerzahl war 2022 Freiburg im Breisgau die Hauptstadt der Motorraddiebe. Dort wurden fast 178 Delikte pro 100.000 Einwohner verzeichnet. Die absolute Zahl der erfassten Taten stieg von 150 auf 412 um knapp 175 Prozent. An zweiter Stelle liegt nach einer Zunahme von 138 auf 237 Diebstähle (plus 72 Prozent) Saarbrücken. Pro 100.000 Einwohner entspricht dies einem Wert von etwa 132 geklauten Krafträdern.
Stadt | Klaurate** |
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*Städte ab 100.000 Einwohner, **Klaurate: Anzahl der Kraftraddiebstähle pro 100.000 Einwohner; Datenquelle: Bundeskriminalamt, Polizeiliche Kriminalstatistiken 2022 | |
Freiburg im Breisgau | 177,7 |
Saarbrücken | 131,9 |
Offenbach am Main | 100,5 |
Koblenz | 93,3 |
Ludwigshafen am Rhein | 91,8 |
Aachen | 90,3 |
Wuppertal | 88,4 |
Reutlingen | 84,2 |
Wiesbaden | 83,9 |
Frankfurt am Main | 78,2 |
Bundesdurchschnitt | 28,5 |
Position drei belegt nach einer Zunahme um über 91 Prozent von 69 auf 132 Kraftraddiebstählen Offenbach, das sind pro 100.000 Einwohner über 100 Delikte. Im Bundesschnitt wurden 28,5 entwendete Krafträder pro 100.000 Einwohner amtlich registriert.
In nur fünf Großstädten lag die Klaurate pro 100.000 Einwohner unter zehn. Hierzu zählen Braunschweig (5,2) und Ulm (7,1). Werte von über neun, aber unter zehn Kraftraddiebstähle je 100.000 Einwohner gab es in Oldenburg, Salzgitter und Osnabrück.
Stadt | Klaurate** |
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*Städte ab 100.000 Einwohner, **Klaurate: Anzahl der Kraftraddiebstähle pro 100.000 Einwohner; Datenquelle: Bundeskriminalamt, Polizeiliche Kriminalstatistiken 2022 | |
Braunschweig | 5,2 |
Ulm | 7,1 |
Oldenburg | 9,4 |
Salzgitter | 9,6 |
Osnabrück (Niedersachsen) | 9,7 |
Schwerin | 12,5 |
Bergisch Gladbach | 13,4 |
Fürth | 14,7 |
Jena | 15,4 |
Münster | 15,7 |
Bundesdurchschnitt | 28,5 |
Ein vergleichsweise geringes Risiko für Motorraddiebstähle bestand im vergangenen Jahr ferner in Schwerin, Bergisch-Gladbach und Fürth. Dort wurden jeweils weniger als 15 Entwendungen pro 100.000 Einwohner statistisch erfasst.
Auch bezüglich der Aufklärungsquote waren auf Ebene der einzelnen Großstädte riesige Unterschiede zu beobachten. An der Spitze liegt Ulm, wo vier der erfassten neun Delikte aufgeklärt wurden. Dahinter folgen mit jeweils um die 40 Prozent Nürnberg (in 55 von 133 Fällen wurde die Tatperson ermittelt) und Erfurt (17 zu 45).
Stadt | Aufklärungsquote in Prozent |
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*Städte ab 100.000 Einwohner; Datenquelle: Bundeskriminalamt, Polizeiliche Kriminalstatistiken 2022 | |
Ulm | 44,4 |
Nürnberg | 41,4 |
Erfurt | 37,8 |
Siegen | 33,3 |
Augsburg | 31,4 |
Jena | 29,4 |
Leipzig | 28,7 |
Bochum | 27,9 |
Halle (Saale) | 27,3 |
Offenbach am Main | 27,3 |
Bundesdurchschnitt | 18,3 |
Schwerin | 8,3 |
Hamburg | 8,0 |
Göttingen | 8,0 |
Braunschweig | 7,7 |
Hanau | 7,7 |
Hamm | 7,7 |
Heidelberg | 7,5 |
Mülheim an der Ruhr | 5,4 |
Fürth | 5,3 |
Leverkusen | 3,2 |
Andererseits wurde in 13 Großstädten nicht einmal jeder zehnte Motorraddiebstahl aufgeklärt. Hierzu gehören Leverkusen (drei von 94 Fällen wurden aufgeklärt), Fürth (einer von 17) und Mülheim an der Ruhr (zwei von 37). Der Bundessschnitt wird mit 18,3 Prozent angegeben.