(verpd) Die Gründe, warum es zu oftmals folgenschweren Unfällen beim Grillen kommt, sind fast immer die gleichen, nämlich Unwissenheit, Leichtsinn und/oder eine falsche Ausrüstung. Vor allem flüssige Grillanzünder wie Brennspiritus können aus dem Grillvergnügen schnell ein traumatisches und folgenreiches Ereignis machen. Oftmals sind auch Kinder von so einem Grillunfall betroffen, manchmal mit Folgen für ihr ganzes Leben.
Anfang Mai dieses Jahres kam es in Hartenholm (Kreis Segeberg) zu einem folgenschweren Grillunfall, bei dem zwei Personen mit schweren Verletzungen mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen wurden. Der Versuch, den Holzkohlegrill mit Spiritus anzuzünden, ist gründlich misslungen, denn das Gemisch hat sich entzündet und es kam zu einer Verpuffung, die wiederum zu schweren Brandverletzungen bei den beiden Personen geführt hat.
Beileibe kein Einzelfall: Rund 4.000 Unfälle, bei denen Anwesende leichte bis schwere Brandverletzungen erleiden, passieren beim Grillen jedes Jahr, so die Experten der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin e.V. Häufig sind Unwissenheit, Leichtsinn und/oder eine ungenügende Ausrüstung die Gründe.
Viele Unfälle beim Grillen entstehen, wenn mit flüssigen Grillanzündern versucht wird, die Grillkohle anzuzünden. Bereits seit einigen Jahren warnt der Verein Paulinchen – Initiative für brandverletzte Kinder e.V. in diesem Zusammenhang vor den flüssigen Grillanzündern, unter anderem mit einem informativen Video auf YouTube und im Podcast „Paulinchen zum Hören“ Folge 9.
Susanne Falk, die Vorsitzende des Vorstands des Vereins, mahnt in diesem Zusammenhang: „Durch die meterhohe und breite Flammenwand, die entsteht, wenn man Spiritus ins Feuer schüttet, kommt es zu schwersten Brandverletzungen.“ Deshalb fordert der Verein: „Hände weg vom Spiritus!“ Und sie bekommt Unterstützung von vielen Experten wie Dr. Kay Großer, Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Kassel und Vorstandsvorsitzender des Arbeitskreises „Das schwerbrandverletzte Kind“.
Er erklärt: „Kinder sind durch ihre geringe Körpergröße am meisten gefährdet. Sie stehen häufig zu dicht und auf Augenhöhe am Grill und werden frontal von der Flammenwand erfasst. Schwerste Verbrennungen von meist mehr als 50 Prozent der Körperoberfläche mit lebenslangen Konsequenzen für die Zukunft der Betroffenen sind die Folge.“
Anzündhilfen wie Alkohol, Spiritus, Lampenöl oder Benzin sind also ungeeignet und gefährlich, denn es kann zu einer unkontrollierbaren Explosion und/oder zu einer meterhohen und bis zu 1.200 Grad Celsius heißen Stichflamme kommen. Deshalb sollten statt dieser nur solche Grillanzündhilfen wie Anzünder, Zündwürfel oder Pasten verwendet werden, die das Prüfzeichen DIN EN 1860-3 tragen. Das empfehlen die Experten des gemeinnützigen Vereins Aktion Das sichere Haus e.V. (DSH).
Nach Angaben des Vereins Paulinchen sollten folgende Tipps beherzigt werden, damit das Grillen sicher verläuft:
Ein Gasgrill sollte nie von oben mit einem normalen Feuerzeug gezündet werden, da es dabei zu einer Stichflamme kommen kann. Aus Sicherheitsgründen empfehlen Brandexperten deshalb Gasgrillmodelle, die einen automatischen Zünder oder zumindest eine Aussparung im Gehäuse für das gefahrlose Anzünden haben.
Gasflaschen sollten zudem nur stehend verwendet werden, da die Ventile meist für eine aufrechte Lage ausgelegt sind und anderenfalls undicht werden können. Zudem sollten bei einem Gasgrill nach dem Grillvorgang aus Sicherheitsgründen zuerst die Gasventile und dann das Flaschenventil geschlossen werden.
Übrigens: Weder ein Gas- noch ein Holzkohlegrill darf in einem geschlossenen Raum wie einer Garage oder im Wohnzimmer benutzt werden – und zwar auch dann nicht, wenn Fenster und/oder Türen geöffnet sind. Denn beim Grillen entsteht das giftige, aber geruch- und farblose Rauchgas Kohlenmonoxid, welches schnell eine hohe Konzentration erreicht und so in kurzer Zeit zu einer Kohlenmonoxidvergiftung bis hin zum Erstickungstod führen kann.