(verpd) Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verunglückten letztes Jahr anteilig die meisten Kinder unter 15 Jahren, die bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet wurden, als Autoinsassen. Jeder Autofahrer, der mit Kindern unterwegs ist, kann diese Unfallgefahr jedoch mindern. Das Einhalten geltender Sicherheitsvorschriften sowie ein angepasstes Fahrverhalten sind dabei entscheidend.
Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) sind letztes Jahr über 27.190 Kinder unter 15 Jahren bei Verkehrsunfällen verletzt und 44 getötet worden. Die anteilig meisten, nämlich 34,5 Prozent, waren zum Unfallzeitpunkt als Mitfahrer in einem Pkw unterwegs.
Jeder Autofahrer, der Kinder im Wagen mitnimmt, sollte darauf achten, dass ihre Unfall- und Verletzungsrisiken so niedrig wie möglich sind. Dazu gehört unter anderem, bei Kindern mit einer Größe von unter 1,50 Metern, den passenden Kindersitz zu verwenden.
Der Paragraf 21 StVO (Straßenverkehrsordnung) schreibt für die Mitnahme von Kindern bis zum 12. Lebensjahr und unter einer Größe von 1,50 Metern zusätzliche Sicherungsmaßnahmen zum Sicherheitsgurt im Auto vor. Sind die Sprösslinge im Auto nicht oder nicht richtig gesichert, sind bis zu 70 Euro Bußgeld fällig – und ein Punkt im Flensburger Fahreignungsregister kommt noch hinzu.
Viel schlimmer als die Strafe ist es aber, wenn das Kind bei einem Unfall schwer(er) verletzt wird, weil der Sitz eben nicht genutzt wurde oder nicht tauglich war.
Zwar genügt zum Beispiel oftmals eine einfache Sitzerhöhung ohne Rücken- oder Kopfabstützung bei Kindern ab circa vier Jahren den rechtlichen Vorgaben, diese haben jedoch keine Schultergurtführung und bieten keinen Schutz beim Seitenaufprall. Besser sind hier für die Größe und das Gewicht zugelassene Kindersitze.
Für Neugeborene und Babys bis etwa 15 Monate sind Babyschalen die erste Wahl. Diese sollten immer rückwärtsgerichtet angebracht werden, um den empfindlichen Kopf- und Nackenbereich des Kindes optimal zu schützen.
Zwar dürfen Kinder, die älter als zwölf Jahre, aber kleiner als 1,50 Meter sind, ohne zusätzliche Sicherungsmaßnahmen im Auto mitfahren, allerdings raten Verkehrsexperten in diesem Fall dazu, trotzdem eine Sitzerhöhung zu verwenden. Die serienmäßig eingebauten Sicherheitsgurte für Erwachsene sind nämlich normalerweise für Personen mit einer Größe ab 1,50 Meter konstruiert und verlaufen nur dann auch über die richtigen Körperstellen.
Ist der angeschnallte Insasse kleiner, kann es sein, dass der standardmäßige Sicherheitsgurt, statt über das Becken über den Bauch und statt über die Schulter direkt am Hals vorbeiläuft. Dies kann bei einem Unfall dazu führen, dass eine Person unter 1,50 Meter Größe unter dem Gurt hindurchrutscht oder dass der Gurt innere Organe oder die Halsschlagader verletzt.
Bei der Verwendung eines Kindersitzes ist darauf zu achten, dass dieser für Deutschland zugelassen ist. Er muss dazu den Normen i-Size / ECE Reg. 129 beziehungsweise ECE Reg. 44/04 oder ECE Reg. 44/03 entsprechen. Die entsprechende Norm ist meist auf einem weißen oder orangefarbenen Label am Sitz angebracht. Das Prüflabel darf nicht entfernt werden, ansonsten kann die Polizei bei einer Kontrolle nicht sehen, ob es sich um einen offiziell zugelassenen Kindersitz handelt oder nicht.
Im Gegensatz zur Norm ECE-R 44 müssen Sitze nach der neueren Norm ECE-R 129 zusätzlich einen Seitenaufpralltest bestehen. Allerdings können Sitze nach dem i-Size-Standard nur in Autos eingebaut werden, die eine Isofix-Halterung haben. Ist der verwendete Kindersitz oder die Sitzerhöhung nicht zugelassen oder fehlt das Prüflabel, droht übrigens die gleiche Strafe, als wenn kein Kindersitz oder keine Sitzerhöhung verwendet worden wäre.
Übrigens, ein fehlerhaft eingebauter Kindersitz büßt oftmals seine Sicherheitsfunktionen ein. Daher sollte man sich beim Kauf eines Kindersitzes zeigen lassen, wie dieser richtig in das jeweilige Auto einzubauen und das Kind darin zu sichern ist. Auch die falsche Positionierung des Gurtsystems kann schwerwiegende Folgen haben.
Der Sicherheitsgurt sollte immer eng am Körper des Kindes anliegen und über die Schulter geführt werden. Es darf keine Lücken oder verdrehte Gurte geben. Ein weiterer Fehler ist das zu frühe Umsteigen auf den nächsten Sitztyp, was dazu führt, dass das Kind nicht ausreichend gesichert ist.
Hilfreiche Informationen zu den Vorgaben, den Normen sowie zur Auswahl und den Einbau der passenden Sitzsicherungen enthalten folgende Broschüren: „Kindersicherheit im Auto“ der Bundesanstalt für Straßenwesen, „Der richtige Kindersitz“ von der Unfallforschung der Versicherer (UDV) und „Geschnallt?! Kinder im Auto vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR).
Die Kfz-Prüfinstitution Dekra stellt zudem eine herunterladbare Checkliste für den Kindersitzkauf online zur Verfügung. Doch selbst bei zugelassenen Kindersitzen gibt es deutliche Qualitätsunterschiede, wie der jährliche Test, den der Automobilclub ADAC erstellt, belegt. Beim diesjährigen Vergleichstest erhielten von den 24 geprüften Modellen 15 die Testnote gut, sieben erreichten ein befriedigendes Ergebnis und zwei fielen komplett durch.
Der ADAC veröffentlicht online die aktuellen sowie die ab 2015 veröffentlichten Ergebnisse der durchgeführten Kindersitztests. Außerdem enthält das Webportal ebenfalls Informationen zu den gültigen Normen und Tipps zum Kauf.
Neben der richtigen Sicherung der Kinder spielt auch das Fahrverhalten des Autofahrers eine entscheidende Rolle. Laut des UDV sollten Pkw-Fahrer besonders vorsichtig und vorausschauend fahren, wenn Kinder im Auto sind.
Dazu gehört, umsichtig und mit angemessener Geschwindigkeit zu fahren. Vor allem an Schulwegen und in der Nähe von Kindergärten sollte besondere Vorsicht gelten. Auch der Halteplatz muss mit Bedacht gewählt werden: Kinder sollten immer zur Gehwegseite aus- und einsteigen, um das Überqueren von Straßen zu vermeiden. Zudem sollte man nur da halten, wo es erlaubt ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, die Kinder während der Fahrt nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Kinder können während längerer Fahrten unruhig werden und versuchen, den Gurt zu lösen oder aus dem Sitz auszusteigen. Regelmäßige Pausen auf langen Fahrten sind deshalb wichtig, um Unruhe zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Kinder richtig gesichert bleiben.