Hohe regionale Rentenunterschiede bei langjährig Versicherten

(verpd) Eine Betrachtung der durchschnittlichen Rentenhöhe von Personen, die mindestens 35 Jahre in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert waren, offenbart erhebliche geschlechterspezifische, aber auch regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern. So erhalten die Rentenbezieher im Bundesland mit der höchsten Durchschnittsrente, nämlich im Saarland, über 230 Euro mehr im Monat als in Thüringen, dem Bundesland mit der durchschnittlich niedrigsten Altersrente. 

Der vor Kurzem veröffentlichte „Rentenatlas 2024“ des Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) verdeutlicht die Unterschiede hinsichtlich der Höhe der gesetzlichen Altersrente zwischen den Bundesländern. Berlin wurde dabei in Ost- und Westberlin unterteilt.

Verglichen wurden dazu die durchschnittlichen Bruttorenten Ende 2023 der mindestens langjährig Versicherten, also der Rentenbezieher, die bis zum Renteneintritt 35 Jahre oder länger in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) versichert waren.

Deutschlandweit lag die Bruttorente dieser Rentenbezieher im Schnitt bei 1.623 Euro. Je Bundesland hatten die mindestens langjährig Versicherten im Saarland mit im Schnitt 1.741 Euro die höchste und in Thüringen mit 1.509 Euro die niedrigste Durchschnittsrente. Das entspricht einem Unterschied von monatlich 232 Euro.

Deutlicher Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern

Insgesamt zeigen die Statistikdaten zudem, dass die durchschnittliche Rentenhöhe bei den mindestens langjährig Versicherten in allen westdeutschen Bundesländern sowie in Berlin Ost deutlich höher war als in den ostdeutschen Bundesländern und auch als in Berlin West.

Warum Berlin Ost hier eine Ausnahme bildet, erklärt der DRV wie folgt: „Gemessen an den anderen östlichen Bundesländern erhielten Rentner in Berlin-Ost mit rund 1.780 Euro relativ hohe Altersbezüge, begründet durch den relativ hohen Anteil an Rentnern mit Ansprüchen aus ehemaligen Zusatz- und Sonderversorgungssystemen der DDR. Auch Frauen bekamen im Durchschnitt im Ostteil Berlins mit 1.608 Euro die höchsten Renten.“

Durchschnittliche Bruttorente* Ende 2023 für mindestens langjährig Versicherte** in Euro

Wohnregion des Rentenbeziehers

Alle

Männer

Frauen

Saarland

1.741

1.920

1.377

Nordrhein-Westfalen

1.708

1.923

1.390

Berlin-Ost

1.686

1.780

1.608

Baden-Württemberg

1.679

1.917

1.362

Hessen

1.678

1.867

1.401

Hamburg

1.674

1.857

1.466

Rheinland-Pfalz

1.644

1.824

1.349

Schleswig-Holstein

1.625

1.806

1.366

Deutschlandweiter Durchschnitt

1.623

1.809

1.394

Bayern

1.617

1.816

1.346

Niedersachsen

1.616

1.800

1.333

Bremen

1.603

1.787

1.357

Brandenburg

1.572

1.682

1.473

Berlin-West

1.565

1.716

1.426

Sachsen

1.529

1.663

1.415

Mecklenburg-Vorpommern

1.527

1.614

1.449

Sachsen-Anhalt

1.515

1.637

1.410

Thüringen

1.509

1.631

1.402

In Nordrhein-Westfalen haben Männer die höchste Rente

Vergleicht man die durchschnittliche Bruttorente der männlichen und weiblichen Rentenbezieher, wird deutlich, dass die Männer in den alten Bundesländern und die Frauen dagegen in den neuen Bundesländern die höchsten Altersrenten erhalten haben. So hatten die Männer in Nordrhein-Westfalen die höchste Bruttorente von im Schnitt 1.923 Euro. In Mecklenburg-Vorpommern bekamen Männer die niedrigste Durchschnittsrente mit nur 1.614 Euro. Die Differenz lag hier bei 309 Euro.

Bei den Frauen erhielten die Rentnerinnen in Berlin Ost mit 1.608 Euro die höchste Bruttorente, die Rentenbezieherinnen in Niedersachsen mit 1.333 Euro die niedrigste. Der Unterschied betrug 275 Euro. Auch hierzu hat der DRV eine Erklärung, nämlich dass Frauen im Osten häufiger vollzeitbeschäftigt waren als im Westen und dadurch auch Anspruch auf eine höhere Rente haben.

Geringere geschlechterspezifische Unterschiede im Osten

Insgesamt sind zudem die geschlechterspezifischen Unterschiede bei der durchschnittlichen Bruttorente in den einzelnen Bundesländern im Osten Deutschlands geringer als im Westen. In den alten Bundesländern inklusive Berlin West lag die Differenz der Rentenhöhe der männlichen gegenüber den weiblichen Rentenbeziehern zwischen 290 Euro und 555 Euro.

In den fünf neuen Bundesländern sowie in Berlin Ost betrug der geschlechterspezifische Rentenunterschied je Bundesland nur zwischen 165 Euro und maximal 248 Euro. Die größte geschlechterspezifische Differenz mit 555 Euro gab es in Baden-Württemberg, die geringste mit 165 Euro in Mecklenburg-Vorpommern. Übrigens, deutschlandweit erhielten die Männer eine Bruttorente von im Schnitt 1.809 Euro und die Frauen von 1.394 Euro – und damit 415 Euro weniger.

Zwei Statistiken …

Vergleicht man die Daten aus dem „Rentenatlas 2024“ mit denen aus dem aktuellen Statistikbericht „Rente 2023“ der DRV – letztere weist die durchschnittlichen Rentenzahlbeträge aller Bezieher einer Altersrente auf, unabhängig wie viele Versicherungszeiten sie vorweisen, zeigt sich ein anderes Bild. Der Rentenzahlbetrag ist die Bruttomonatsrente abzüglich der Beiträge für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung, jedoch ohne Abzug einer möglichen Einkommenssteuer.

Die durchschnittliche Bruttorente der Altersrentner, die mindestens 35 Jahre Versicherungszeiten in der GRV vorweisen können, ist in den alten Bundesländern höher als in den neuen. Dagegen ist im Schnitt der Rentenzahlbetrag aller Rentenbezieher im Osten höher als im Westen.

Ein Grund dafür ist, dass in Ostdeutschland laut DRV-Daten 90,2 Prozent der Rentenbezieher (Männer 91,1 Prozent, Frauen 88,7 Prozent) 35 Versicherungsjahre oder mehr aufweisen konnten, in Westdeutschland waren es jedoch nur 61,1 Prozent (Männer 81,4 Prozent, Frauen 45,2 Prozent).

Bestandsrentner: Durchschnittlicher Zahlbetrag* aller gesetzlichen Altersrenten Ende 2023 in Euro

Wohnregion des Rentenbeziehers

Alle Rentenbezieher**

Brandenburg

1.315

Sachsen

1.303

Sachsen-Anhalt

1.288

Thüringen

1.287

Mecklenburg-Vorpommern

1.283

Berlin

1.206

Baden-Württemberg

1.155

Deutschlandweiter Durchschnitt

1.149

Hamburg

1.123

Hessen

1.120

Nordrhein-Westfalen

1.110

Bayern

1.098

Schleswig-Holstein

1.089

Saarland

1.081

Niedersachsen

1.081

Rheinland-Pfalz

1.077

Bremen

1.075

Unter anderem gibt es im Westen eine höhere Anzahl an Rentnern mit unterbrochenen Erwerbsbiografien, etwa durch Arbeitslosigkeit oder geringfügige Beschäftigung, als im Osten. Diese haben dadurch weniger Versicherungszeiten und damit in der Regel niedrigere Rentenansprüche als Versicherte mit 35 oder mehr Versicherungsjahren in der GRV.

… unterschiedliche Ergebnisse

Betrachtet man jedoch nur die Rentenbezieher mit mindestens 35 Versicherungsjahren, ist die Durchschnittsrente in Westdeutschland höher als in Ostdeutschland. Eine Erklärung könnte sein, dass langjährig Versicherte im Westen häufiger in gut bezahlten Berufen mit höheren Rentenansprüchen gearbeitet haben als im Osten.

In den neuen Bundesländern haben zwar die meisten Arbeitnehmer lange Jahre ohne Unterbrechung einen oder mehrere Berufe ausgeübt, da in der DDR eine flächendeckende Beschäftigung angeboten wurde, aber viele dieser Jobs wurden vergleichsweise gering entlohnt. Was auch nach der Wiedervereinigung trotz einer rechnerischen Angleichung zu niedrigen Rentenansprüchen führte.

Zudem hatten viele Versicherte in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung aufgrund der wirtschaftlichen Umstellung mit Teilzeitarbeit oder niedrigen Löhnen zu kämpfen, dadurch hat sich deren Rentenansprüche nur geringfügig erhöht.

Prinzipiell sollten alle, egal wo sie wohnen, frühzeitig zusätzlich für das Alter vorsorgen, damit sie im Alter ihren Lebensstandard halten können, denn die gesetzliche Altersrente alleine reicht hierfür normalerweise nicht. Wer genau wissen möchte, wie hoch die eigene Einkommenslücke ohne eine zusätzliche Altersvorsorge sein wird und welche Lösungen für eine bedarfsgerechte Altersvorsorge sinnvoll sind, erhält vom Versicherungsexperten eine entsprechende Analyse.

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