(verpd) Die schlechteste Schadenbilanz unter den deutschen Großstädten bei den Autounfällen mit Kfz-Haftpflicht- und auch mit Vollkaskoschäden hat die Bundeshauptstadt Berlin. Bei den Teilkaskoschäden ist es Ulm. Welche Städte dagegen eine besonders gute Schadenbilanz aufweisen, belegt eine Schadenstatistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
In der zweiten Augusthälfte hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) die neue Regionalklassen-Statistik veröffentlicht. Dazu wird jedes Jahr die Schadenanzahl und -höhe der Kfz-Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoschäden in den 412 regionalen Zulassungsbezirken im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von einem unabhängigen Treuhänder ermittelt.
Aus diesen Daten lässt sich unter anderem ablesen, in welchen Großstädten im Vergleich zum Bundesdurchschnitt die jeweilige Schadenbilanz bei den Kfz-Haftpflicht-, Teil- und Vollkaskoschäden besonders gut oder auch besonders schlecht ausfiel.
Basis für die Regionalklassen-Einstufung ist ein versicherungs-mathematisch berechneter Indexwert, der die Schadenbilanzen je Region und Schadenart im Vergleich zum Bundesdurchschnitt – das ist der Index 100 – wiedergibt.
Ist die Schadenbilanz in einer Region besser oder schlechter als im Vorjahr, erfolgt eine Neueinstufung in die zwölf Regionalklassen der Kfz-Haftpflicht-, 16 Regionalklassen der Teilkasko- und neun Regionalklassen der Vollkaskoversicherung.
Je höher die Regionalklasse, desto schlechter. So kostet die Kfz-Haftpflichtversicherung beim gleichen Versicherer für einen Pkw, der aufgrund des Zulassungsbezirks die Regionalklasse 1 erhält, in der Regel weniger, als wenn er in einem Zulassungsbezirk der Regionalklasse 12 eingestuft ist.
In den deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern gibt es riesige Unterschiede, was die Schadenbilanzen betrifft. Bei den Kfz-Haftpflichtunfällen kommt wie bereits im Vorjahr Berlin auf einen Schadenindex von fast 139. Dies bedeutet auch bundesweit den Höchstwert und den schlechtesten Wert. Damit werden Berlin, aber auch Offenbach, das einen Schadenindex von 137 aufweist, in die höchste und damit schlechteste Regionalklasse 12 eingestuft.
Dahinter folgen Kassel und Wiesbaden mit Schadenindexwerten von jeweils um die 130. Wie die beiden vorgenannten Städte in Regionalkasse 11 eingestuft werden neben Essen und Augsburg auch Hamburg, Pforzheim, München, Remscheid, Gelsenkirchen, Wuppertal, Nürnberg und Fürth. Der Schadenindex liegt hier zwischen 123 und knapp 128.
Nicht mehr zu den Großstädten mit den schlechtesten Schadenbilanzen zählt Ingolstadt. Sie ist nun in der Regionalklasse 10 und nicht mehr in 11. Neu dabei ist dagegen Fürth – die Regionalklasse stieg von 10 auf 11. Dabei haben sich die Indexwerte von Essen, Fürth und Remscheid um jeweils über einen und der von Offenbach um über zwei Zähler verschlechtert. Verbesserungen um mehr als einen Indexpunkt waren nur in Hamburg und München zu beobachten.
Am seltensten krachte es in der Hansestadt Rostock. Dort liegt der Indexwert bei leicht verbesserten 86, was unverändert der Regionalklasse 3 entspricht. Dahinter folgen (jeweils Regionalklasse 4) Münster (Westfalen), Trier, Wolfsburg und Freiburg im Breisgau mit einem Schadenindexwert zwischen 90 und 94. Letztgenannte Stadt schaffte dank einer deutlichen Verbesserung den Sprung von Regionalklasse 5 in Regionalklasse 4.
Zum Vergleich: Angeführt vom Kreis Elbe-Elster (Indexwert: 67,7 Punkte) werden bundesweit etwa zwei Dutzend Zulassungsbezirke in die niedrigste Regionalklasse 1 eingruppiert. Der Bundesdurchschnitt 100 entspricht in der Kfz-Haftpflichtversicherung den Angaben des GDV zufolge der Regionalklasse 6.
Im Bereich der Vollkaskoversicherung wird die Bundeshauptstadt – mit erneut dem höchsten Schadenindex von aktuell über 133 – als eine von drei Großstädten hierzulande in die zweithöchste Regionalklasse 8 eingestuft. Bundesweit wiesen nur die drei bayerischen Bezirke Garmisch-Partenkirchen, Ostallgäu und Miesbach (jeweils Regionalklasse 9) noch schlechtere Schadenbilanzen auf.
Hinter Berlin folgen mit Indexwerten von jeweils 118 Ulm und Augsburg. Während es bei den beiden letztgenannten Städten keine Veränderungen gab, wurde Berlin eine Klasse besser eingestuft als im Jahr zuvor.
Auf die niedrigsten Werte unter den Städten ab 100.000 Einwohner kommen wie im Jahr zuvor Paderborn, Erlangen, Gütersloh, Oldenburg (Oldenburg) und Münster (Westfalen). Indexwerte zwischen 82 und 85 bedeuten jeweils Regionalklasse 1. Größere Veränderungen waren hier nicht zu beobachten.
Laut GDV entspricht der Bundesdurchschnitt 100 hier der Regionalklasse 4. Am besten schnitt der niedersächsische Zulassungsbezirk Wesermarsch in Brake mit einem Indexwert von unter 77 ab. Insgesamt 31 Bezirke wurden in beste Regionalklasse 1 eingruppiert.
Die schlechteste Schadenbilanz unter den großen Städten weist in der Teilkaskoversicherung Ulm auf (knapp 124 Indexpunkte). Das bedeutet Regionalklasse 11. Der Vorvorjahres-Spitzenreiter Berlin kommt weiterhin auf den zweithöchsten Indexwert (120 Punkte – Regionalklasse 10).
Dahinter folgen mit Schadenindexwerten zwischen 114 und 108 – jeweils eingestuft in Regionalklasse 9 – Köln, Reutlingen, Augsburg und Aachen. Alle vier Städte verbesserten sich, und zwar zwischen 0,6 (Reutlingen) und 2,5 Indexpunkten (Aachen). Köln wurde sogar eine Regionalklasse besser eingestuft als vor Jahresfrist.
Den niedrigsten Schadenindexwert unter den Großstädten haben die Verbandsstatistiker erneut für Erlangen errechnet (aktuell 60). Ebenfalls in Regionalklasse 1 finden sich Göttingen, Münster (Westfalen), Bielefeld, Würzburg und Mainz mit Schadenindexwerten zwischen unter 61 und knapp 68 wieder. Bundesweit liegt Bamberg mit einem Schadenindex von 58 in Führung. Insgesamt elf Zulassungsbezirke schafften es in die beste Regionalklasse.
Die Einstufungen aller Bezirke in die Regionalklassen können im GDV-Webportal abgefragt werden.
Wie der GDV erläutert, „lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen“, da es noch diverse weitere Tarifmerkmale eine Rolle spielen. Diese können sich von Versicherer zu Versicherer zum Teil erheblich unterscheiden.