(verpd) Die gesetzlichen Krankenkassen schneiden beim Thema Vertrauen nur unterdurchschnittlich ab, wie eine aktuelle Befragung einer Rating- und Rankingagentur belegt. Vor allem bei den regionalen Krankenkassen ist das Vertrauen der Kunden teilweise nur wenig ausgeprägt. Doch es gibt einzelne Anbieter mit besseren Werten.
Wie ist es um das Vertrauen der Bürger in die Krankenkassen, den Trägern der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), bestellt? Eine Antwort auf diese Frage bietet das elfte „Vertrauensranking“ der Rating- und Rankingagentur Servicevalue GmbH in Kooperation mit dem Wirtschaftsmagazin Wirtschaftswoche.
Die Studie erhebt für sich den Anspruch, die umfangreichste deutsche Kundenbefragung zum Vertrauen in Branchen und Unternehmen zu sein. 584.029 Kundenurteile zu 118 Branchen und 1.923 Unternehmen wurden für die aktuelle Ausgabe eingeholt, so die Studienautoren.
Für den sogenannten Vertrauensindex (KVI) müssen die Kunden eine einfache Frage beantworten: nämlich, ob sie den Leistungen eines Unternehmens oder den Produkten einer Marke vertrauen. Die Antwortmöglichkeiten sind „Ja“, „Nein“ oder „Kein Kunde des Unternehmens/kein Käufer der Marke“.
Der Vertrauensindex bildet das Verhältnis der positiven Stimmen zur Gesamtheit der abgegebenen „Ja/Nein“-Stimmen ab. Ein KVI von 60 bedeutet, dass 60 Prozent der Kunden, die schon Erfahrungen mit dem jeweiligen Unternehmen gemacht haben, Vertrauen in die Leistungen des Unternehmens haben.
Über alle Branchen hinweg befinden sich die gesetzlichen Krankenkassen nur im hinteren Mittelfeld des Kundenvertrauens. Am besten schneiden noch die überregionalen Krankenkassen ab, denen mit einem KVI von 50,4 etwas mehr als jeder zweite Kunde Vertrauen entgegenbringt.
Schlechter schneiden die regionalen Krankenkassen ab. Mit einem Branchenmittelwert von 47,9 Prozent hält nicht einmal jeder zweite befragte Kunde diese Anbieter für vertrauenswürdig. Auch im Vergleich zur privaten Versicherungsbranche schneiden speziell die regionalen Krankenkassen eher schlecht ab.
Den höchsten KVI aller Branchen erreichten übrigens die Lebensmitteldiscounter mit einem Mittelwert von 76,8 Prozent.
Von den überregionalen Krankenkassen übertreffen 15 Versicherer den Mittelwert von 50,4 Prozent und gelten folglich als besonders vertrauenswürdig.
Die Barmer erreicht mit 65,1 Prozent den besten KVI und kann sich daher über die Auszeichnung „höchstes Kundenvertrauen“ freuen. Von der zweitplatzierten DAK-Gesundheit trennen den Branchensieger jedoch nur 0,1 Prozentpunkte (65,0). Der Marktführer Techniker Krankenkasse hat mit einem KVI von 63,1 Prozent den dritthöchsten Vertrauenswert im Ranking. Beiden Anbietern wird „sehr hohes Vertrauen“ zugesprochen.
Die Studienmacher vergeben „hohes Vertrauen“, wenn der Versicherer über dem Branchenmittelwert liegt. Liegt die positive Abweichung zudem über dem Durchschnitt aller positiven Abweichungen, wird dies als „sehr hohes Vertrauen“ gewertet.
Dahinter platzieren sich sechs weitere Krankenkassen, denen die Studienautoren ebenfalls ein „sehr hohes Kundenvertrauen“ aussprechen (Knappschaft bis Debeka BKK) sowie vier Versicherer, die ein „hohes Vertrauen“ erreichten:
In der Kategorie „Krankenkasse regional“ können sich drei Ortskrankenkassen an die Spitze setzen. Der AOK Baden-Württemberg vertrauen knapp sechs von zehn Kunden (59,2 Prozent), womit die Südwestdeutschen laut Studie „höchstes Vertrauen“ zugesprochen bekommen. Die AOK Plus mit Schwerpunkt in Sachsen und Thüringen hat den zweithöchsten Index der Regionalanbieter (57,9), gefolgt von der AOK Bayern – Die Gesundheitskasse (55,5).
Ebenfalls ein „sehr hohes Vertrauen“ genießen zwei Innungskrankenkassen: die IKK Südwest (54,9) und die IKK – Die Innovationskasse (54,5). Gründe, weshalb ein doch recht hoher Anteil der Versicherten den Krankenkassen nicht vertraut, werden von den Studienmachern nicht erhoben.
Aus Sicht der Kassenanbieter gibt es aber auch erfreulichere Umfragen. Laut dem Versichertenbarometer 2024 des Marktforschungsinstituts M+M Management + Marketing Consulting GmbH, das im Sommer vorgestellt wurde, sind fast 87 Prozent der Kassenpatienten mit ihrer Krankenkasse zufrieden. Allerdings belegen die Umfragen, dass eine hohe Zufriedenheit nicht unbedingt automatisch auch ein hohes Vertrauen bedeutet.
Tipp: Um von einer Krankenkasse zur einer anderen zu wechseln, reicht es normalerweise, bei der neuen Kasse einen Aufnahmeantrag zu stellen und den Arbeitgeber über den Kassenwechsel formlos zu informieren. Die neue Kasse kümmert sich dann um die Kündigung der Mitgliedschaft bei der bisherigen Krankenkasse.
Eine reguläre Kündigung der Krankenkassenmitgliedschaft ist allerdings nur möglich, wenn man mindestens zwölf Monate bei der bisherigen Kasse versichert war und so die Mindestbindungsfrist eingehalten hat. Dann ist ein Kassenwechsel zum Ablauf des übernächsten Kalendermonats, gerechnet von dem Monat, in dem man den Antrag auf den Wechsel gestellt hat, möglich.
Hat ein Mitglied bei der bisherigen Krankenkasse einen Wahltarif abgeschlossen, kann je nach Vereinbarung und Art des Wahltarifes eine längere Vertragslaufzeit als die zwölfmonatige Bindungsfrist gelten. Dies geht unter anderem aus den grundlegenden Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit zum Thema Kassenwechsel hervor.
Grundsätzlich kann eine Krankenkasse allerdings nicht die Leistungen anbieten, wie sie mit einer privaten Krankenversicherungspolice vereinbart werden können. Alle, die in der GKV und damit bei einer Krankenkasse bleiben (müssen), haben jedoch die Möglichkeit, eine private Krankenzusatzversicherung abzuschließen, um von den besseren Leistungen der privaten Krankenversicherung (PKV) profitieren zu können.
Derartige Zusatzpolicen werden für den stationären und den ambulanten Bereich sowie für Behandlungen beim Zahnarzt als Ergänzung zur GKV angeboten. Umfassende Informationen zur privaten Krankenversicherung, zu Krankenzusatzpolicen, aber auch, wann ein Wechsel von der GKV zur PKV möglich ist, können beim Versicherungsvermittler erfragt werden.