(verpd) Die Erwartung, dass die eigene Rente der eines sogenannten Standardrentners entspricht, könnte zu Enttäuschungen führen. Denn aktuell erfüllt lediglich jeder fünfte Rentner die Kriterien eines Standardrentners, die sich auf die Anzahl der Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung und Einkommenshöhe beziehen. Folglich fällt die tatsächliche Rentenhöhe bei vielen deutlich geringer aus als die für einen Standardrentner angegebene. Dies belegen auch die Rentenstatistiken.
Wie aus dem jüngst vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) veröffentlichten Rentenversicherungsbericht 2024 hervorgeht, lag das Nettorentenniveau eines Standardrentners im Jahr 2023 bei 48,2 Prozent und in 2024 bei 48,0 Prozent. Es beschreibt die Relation zwischen der Nettohöhe der gesetzlichen Altersrente eines Standard- oder Eckrentners und dem durchschnittlichen Nettoverdienst eines gesetzlich rentenversicherten Arbeitnehmers im gleichen Jahr.
Ein Standardrentner hatte in 2023 eine Bruttomonatsrente von 1.692 Euro und 2024 von 1.769 Euro. Im Jahr 2030 könnten es nach Modellrechnungen rund 2.135 Euro sein. Allerdings müssen die meisten Rentner mit einer deutlich geringeren Rente auskommen, da nur wenige die Kriterien eines Standardrentners erfüllen.
Denn ein Standardrentner ist eine fiktive Person, die bis zum Rentenbeginn 45 Jahre lang Beiträge in die gesetzlich Rentenversicherung (GRV) von einem Gehalt, das der Höhe des Durchschnittseinkommens aller gesetzlich Rentenversicherten entspricht, eingezahlt hat.
Laut aktuellem Rentenversicherungsbericht haben nur 41,8 Prozent der Personen, die 2023 erstmals eine gesetzliche Altersrente ausbezahlt bekommen haben, Beitragszeiten in der GRV von mindestens 45 Jahren bei Renteneintritt, wie dies beim Standardrentner angenommen wird. Dabei gab es auch einen geschlechterspezifischen Unterschied: Bei allen männlichen Neurentnern hatten rund 50,0 Prozent mindestens 45 GRV-Beitragsjahre, bei allen weiblichen waren es nur 34,4 Prozent.
Bei allen Rentenbeziehern, die bereits vor 2023 eine Altersrente erhalten haben – den sogenannten Bestandsrentnern –, konnten sogar nur 38,3 Prozent 45 GRV-Beitragsjahre oder mehr vorweisen. Der Unterschied zwischen Mann und Frau ist hier noch gravierender als bei den Neurentnern. Während bei den Männern knapp 58,7 Prozent mindestens 45 GRV-Beitragsjahre bei Renteneintritt hatten, waren es bei den Frauen nur 22,1 Prozent.
Die Statistik zeigt zudem, dass nur knapp 32,4 Prozent der Bestandsrentner während ihres Erwerbslebens bis zum Renteneintritt im Durchschnitt ein jährliches Gehalt hatten, das dem Durchschnittseinkommen aller gesetzlich Rentenversicherten entsprach. Dadurch erhielten sie für jedes Jahr mit Beitragszeiten im Schnitt 1,0 oder mehr Entgeltpunkte auf ihrem Rentenkonto gutgeschrieben. Bei den Männern traf dies auf 53,3 Prozent zu, bei den Frauen hingegen nur auf 15,6 Prozent.
Das Durchschnittseinkommen aller gesetzlich Rentenversicherten lag 2023 bei 43.123 Euro in West- und 41.967 Euro in Ostdeutschland. Im Jahr davor waren es noch 42.053 Euro in den alten und 40.358 Euro in den neuen Bundesländern.
Beide Kriterien zusammen, wie es beim Standardrentner vorgegeben ist, also mindestens 45 Beitragsjahre und durchschnittlich wenigstens ein Entgeltpunkt pro Beitragsjahr, erzielten insgesamt nur 20,2 Prozent der Bestandsrentner. Insgesamt erreichten dies 37,4 Prozent der männlichen Altersrentenbezieher, bei den weiblichen waren es dagegen nur 6,4 Prozent.
Berücksichtigt wurden bei der Auswertung der GRV-Beitragsjahre und der Durchschnittseinkommen nur die sogenannten Nichtvertragsrenten. Das sind alle gesetzlichen Altersrenten, deren Anspruch dem Grund oder der Höhe nach unter anderem auf Beitrags- und Berücksichtigungszeiten beruhte und nicht auf einem über- oder zwischenstaatlichen Sozialversicherungsrecht.
Zu Letzterem, den Vertragsrenten, zählen beispielsweise Altersrenten, die nur aufgrund eines Sozialversicherungsabkommens zwischen zwei Staaten gezahlt werden.
Die Daten des Statistikportals der Deutschen Rentenversicherung (DRV) mit Stichtag 31. Dezember 2023 verdeutlichen, dass die tatsächliche Altersrente bei den meisten erheblich niedriger ist als die eines Standardrentners. Die Nettorente vor Steuern eines Standardrentners lag zum 1. Juli 2023 rechnerisch bei rund 1.503 Euro in den alten und bei 1.423 Euro in den neuen Bundesländern.
Tatsächlich betrug die durchschnittliche Nettoaltersrente vor Steuern Ende 2023 für einen Bestandsrentner nur 1.102 Euro. Im Detail waren es laut DRV-Statistiken in Westdeutschland 1.332 Euro für einen männlichen und 830 Euro für einen weiblichen Neurentner. In Ostdeutschland erhielten die Männer im Schnitt eine gesetzliche Altersrente in Höhe von 1.416 Euro ausbezahlt. Bei den Frauen waren es 1.218 Euro.
Wie die Daten verdeutlichen, reicht für einen Arbeitnehmer in der Regel die gesetzliche Rente alleine nicht aus, um den bisherigen Lebensstandard zu halten. Die Angaben zum Nettorentenniveau und zur Rentenhöhe eines Standardrentners sind zudem für den Einzelnen wenig hilfreich, wenn es um die Planung der persönlichen Altersvorsorge geht.
Diese Werte basieren auf theoretischen Annahmen und spiegeln selten die tatsächlichen Erwerbsbiografien wider, die maßgeblich die individuelle Rentenhöhe bestimmen. Wer wissen möchte, wie hoch die eigene gesetzliche Rente voraussichtlich ausfällt, kann sich an eine der deutschlandweiten DRV-Auskunfts- und Beratungsstellen wenden.
Für eine umfassende und vor allem individuell ausreichende Altersvorsorgeplanung steht der Versicherungsvermittler beratend zur Seite. Auf Wunsch erstellt der Experte eine Analyse, die nicht nur die voraussichtliche gesetzlichen Rente, sondern auch andere Alterseinkünfte zum Beispiel aus privaten Lebensversicherungen und sonstigen Kapitalanlagen und/oder aus Vermietung berücksichtigt.
Reicht unter Berücksichtigung der Inflation das ermittelte verfügbare Alterseinkommen nicht aus, um den bisherigen Lebensstandard im Alter beizubehalten, unterstützt der Versicherungsfachmann bei der Auswahl passender Vorsorgelösungen, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind.