(verpd) Eine aktuelle Studie einer Krankenkasse belegt, dass im Schnitt fast jeder zehnte Arbeitnehmer in 2023 wegen eines seelischen Leidens wie Depressionen und Angstzustände mindestens einmal krankgeschrieben war. Binnen zehn Jahren ist die Anzahl der Fehltage aufgrund dieser Erkrankungen sogar um fast 52 Prozent gestiegen.
Im Durchschnitt entfielen letztes Jahr auf 100 Arbeitnehmer 323 Krankentage wegen psychischer Probleme. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 7,3 Prozent und im Vergleich zu vor zehn Jahren ein Plus von sogar 51,6 Prozent. Damit erreichte der Krankenstand aufgrund psychischer Erkrankungen seit 2013 einen neuen Höchstwert.
Dies belegt der aktuelle „Psychreport 2024“, der Krankenkasse DAK-Gesundheit, einem Träger der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Die Krankenkasse analysiert in der Langzeitstudie die Fehltage ihrer Versicherten seit 1997. Für die Studie hat das Forschungs- und Beratungsinstitut IGES Institut GmbH die anonymisierten Daten von rund 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Mitgliedern ausgewertet.
Gestiegen ist laut Studie auch die Anzahl der Krankschreibungen aufgrund von Depressionen, Angstzuständen und sonstigen psychischen Leiden: Statistisch gesehen war 2023 im Schnitt fast jeder zehnte Arbeitnehmer, konkret 9,9 pro 100 Arbeitnehmer, deswegen krankgeschrieben. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von rund 20,7 Prozent – damals gab es circa 8,8 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen je 100 Arbeitnehmer.
Da ein Beschäftigter auch häufiger wegen psychischer Probleme krankgeschrieben werden kann, wurde in der Studie zudem analysiert, wie hoch der Anteil der Arbeitnehmer mit mindestens einer Krankschreibung war. Das Ergebnis: Von allen Arbeitnehmern wurde rund sieben Prozent wenigstens einmal im Laufe des Jahres 2023 eine Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer psychischen Erkrankung ärztlich bescheinigt.
Betrachtet man die Anzahl der Krankschreibungen je Altersklasse in 2023, zeigt sich, dass bei den jüngeren der Krankenstand überdurchschnittlich hoch war. In der Altersklasse der 15- bis 19-Jährigen waren durchschnittlich 10,4, bei den 25- bis 29-Jährigen 10,7 und bei den 20- bis 24-Jährigen sogar 12,7 Beschäftigte je 100 Arbeitnehmer aufgrund psychischer Leiden krankgeschrieben.
Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit je Krankschreibung wegen einer psychischen Erkrankung lag bei 32,7 Tagen. Das ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 10,7 Prozent.
Im Rahmen der verschiedenen Arten von psychischen Leiden fehlten 2023 die Mitarbeiter im Job am häufigsten wegen Angst- sowie Anpassungsstörungen und somatoforme Leiden. Konkret entfielen 53,1 Prozent aller Krankentage wegen psychischer Leiden darauf.
Rang zwei belegen affektive Störungen wie Depressionen mit einem Anteil von fast 39,1 Prozent. Die restlichen knapp 7,9 Prozent waren sonstige psychische Erkrankungen wie Verhaltensstörungen durch psychotropische Substanzen und Schizophrenie.
Wird eine psychische Erkrankung wie eine Depression frühzeitig erkannt, kann in vielen Fällen eine medikamentöse und/oder auch psychotherapeutische Behandlung das Leiden schnell lindern oder auch komplett heilen.
Der erste Schritt ist dabei der wichtigste, nämlich der Gang zum Arzt, Psychiater oder Psychotherapeuten, betonen die Experten des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Dabei kann es helfen, eine Vertrauensperson mitzunehmen.
Bei akuten psychischen Problemen kann an Wochenenden und Feiertagen der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116 117 angerufen oder die nächste psychiatrische Klinik aufgesucht werden. Ein weiterer Ansprechpartner ist die Telefonseelsorge, deren Experten online oder rund um die Uhr auch telefonisch (Telefonnummer 116 123, 0800 1110111 oder 0800 1110222) erreichbar sind.