(verpd) Die deutsche Versicherungswirtschaft hat letztes Jahr 280 Millionen Euro für die Schäden durch Wohnungseinbrüche bezahlt und damit rund 47 Prozent mehr als im Vorjahr. Ebenfalls gestiegen, jedoch auf niedrigerem Niveau als die Schadenhöhe, ist die Anzahl der Wohnungseinbrüche. Nur in Thüringen sank die Zahl der Delikte gegenüber 2021.
Im vergangenen Jahr haben die Hausratversicherer für rund 80.000 Wohnungseinbrüche in Deutschland etwa 280 Millionen Euro an Versicherungsleistungen ausbezahlt. Dies geht aus der jüngst vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) vorgestellten Einbruchbilanz auf Basis von vorläufigen Zahlen hervor.
Die Anzahl der Delikte nahm vom absoluten Tiefststand aus dem Jahr zuvor um etwa 10.000 zu (plus etwa ein Siebtel) und erreichte damit das Niveau des Vorvorjahres.
Da die versicherten Schäden, die durch diese Delikte verursacht wurden, gleichzeitig um fast die Hälfte, nämlich um rund 47 Prozent, und damit drei Mal so stark wie die Anzahl der Delikte stiegen, kletterte der Schadendurchschnitt je Einbruch auf einen neuen Rekordwert von 3.350 Euro. Zuvor hatte der Wert seit 2009 nur drei Mal oberhalb der Marke von 3.000 Euro gelegen, zuletzt drei Jahre zuvor.
Nach Angaben des GDV haben sich die pandemiebedingten Sondereffekte der beiden Vorjahre nur noch geringfügig auf die Zahl der Einbrüche ausgewirkt.
Dazu GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen: „Während der Kernphase der Pandemie sind die Einbruchzahlen durch Lockdown und Homeoffice stark gesunken. Dieser Abwärtstrend hat sich erwartungsgemäß leider nicht fortgesetzt“.
Auch wenn nach dem Ende der Corona-Maßnahmen immer noch viele Menschen von zu Hause aus arbeiten und so das Entdeckungsrisiko für Einbrecher erhöhen, so habe sich die organisierte Kriminalität darauf offenbar eingestellt.
Der GDV legte darüber hinaus auch vorläufige Daten zur Entwicklung der Wohnungseinbrüche auf Ebene der Bundesländer vor. Demnach war die Zahl der Taten einzig in Thüringen rückläufig. Laut GDV liegen für Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland allerdings noch keine entsprechenden Zahlen der Landeskriminalämter vor.
In den übrigen Ländern waren zum Teil satte Anstiege zu beobachten. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der Wohnungseinbrüche mit jeweils über einem Drittel am stärksten in Bayern (auf mehr als 4.500 Delikte), in Berlin (auf fast 6.900 Vorfälle) sowie in Rheinland-Pfalz (auf mehr als 2.500 Taten). In Sachsen-Anhalt lag die Steigerungsrate hingegen unter einem Prozent (auf etwa 1.700 Delikte).
Die meisten Wohnungseinbrüche wurden im vergangenen Jahr wieder in Nordrhein-Westfalen verzeichnet (plus ein gutes Viertel auf rund 23.500 Delikte). Dahinter folgen Berlin und Niedersachsen mit plus ein Viertel auf je rund 6.500 Einbrüche.
Der GDV teilte weiter mit, dass es die Täter in vielen Gebäuden nach wie zu leicht hätten, dort einzusteigen und Wertgegenstände zu entwenden. Da die Bundesregierung in diesem Jahr keine Fördermittel mehr für den Einbruchdiebstahlschutz bereitgestellt hat, befürchtet der GDV, dass Prävention beim Einbruchschutz nun vernachlässigt werde.
Laut Asmussen könnten aber gerade dadurch viele Taten verhindert werden: „Denn fast jeder zweite Einbruch scheitert, weil die Täter zu lange brauchen, um ins Haus kommen.“
Vor diesem Hintergrund bemängelt der GDV, dass in Deutschland – unter anderem aufgrund fehlender entsprechender Vorschriften – einbruchhemmende Fenster und Türen bei Neubauten nicht standardmäßig eingebaut würden. Aber gerade diese „typischen Schwachstellen“ sollten besonders gesichert werden.