Wenn ein Gebrauchtwagenkauf ansteht

(verpd) Ab 50 Euro kostet es, wenn Betrüger zumeist mithilfe einer entsprechenden Software den Tachostand manipulieren. Damit steigern Kriminelle den Wert des Autos oftmals um mehrere Tausend Euro – zum Schaden für den Käufer. Deshalb sollte man sich beim Kauf nicht von Emotionen blenden lassen, sondern mithilfe einer Checkliste der geplanten Anschaffung gründlich auf den Zahn fühlen. Auch neutrale Dritte, die das Fahrzeug genau unter die Lupe nehmen, sind hilfreich.

Etwas mehr als sieben Millionen Pkws wechselten nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) im vergangenen Jahr ihren Besitzer. Das waren etwas weniger als im Jahr zuvor – 2019 wurden 7,2 Millionen Pkws gebraucht verkauft. 17,3 Prozent der Fahrzeuge waren im Jahr 2020 jünger als zwei Jahre. 2019 lag dieser Anteil noch bei 20,9 Prozent. Das bedeutet: Es wechselten insgesamt etwas weniger Gebrauchtwagen als im Jahr zuvor den Besitzer – wohl auch als eine Folge der Corona-Krise –, und die Fahrzeuge waren insgesamt auch älter.

Doch gebrauchte Autos können unabhängig vom Alter für Ärger und Verdruss sorgen – beispielsweise dann, wenn sich herausstellt, dass der Kilometerstand manipuliert wurde. Und das funktioniert sogar bei sehr jungen Fahrzeugen, wie der Automobilclub ADAC im August dieses Jahres exemplarisch an drei aktuellen Fahrzeugen zeigte. So konnten die Experten ohne viel Aufwand den Kilometerstand bei einem Ford Kuga von 2019, einem Opel Grandland X von 2020 und einem Peugeot 208 von 2019 verfälschen.

Kilometerstand kontrollieren

Das Beispiel zeigt, dass selbst moderne Fahrzeuge manipuliert werden können. Deshalb sollte man den angegebenen Kilometerstand immer kritisch hinterfragen. Eine erste Orientierung ist dabei die durchschnittliche jährliche Fahrleistung. Diese gibt das KBA für das Jahr 2019 mit 13.600 Kilometern an. Das kann ein erster grober Anhaltspunkt sein. Die Abnutzung am Lenkrad, an den Pedalen oder dem Schaltknauf sind weitere Hinweise auf den tatsächlichen Kilometerstand.

Beim Fahrzeug selbst, vor allem wenn es bereits älter ist, hilft die Historie mit dem Checkheft, den Reparatur- und Wartungsbelegen und den Hauptuntersuchungs-Prüfberichten der letzten Jahre, denn auf all diesen ist auch der Kilometerstand dokumentiert. Doch zwingend richtig muss auch dies nicht sein, denn es gibt Manipulations-Möglichkeiten, die dazu führen, dass nur jeder zweite Kilometer auf dem Tacho gezählt wird. Dann stimmt zwar auf den ersten Blick die Historie, doch der Verschleiß, der sich an der tatsächlichen Laufleistung orientiert, ist dementsprechend höher.

So kann es sein, dass wichtige Kontrollen und Wartungsarbeiten wie zum Beispiel der Wechsel des Zahnriemens nicht (rechtzeitig) durchgeführt wurden. Experten schätzen den jährlichen Schaden durch Tachomanipulationen auf rund sechs Milliarden Euro, wobei jedes Jahr nach Angaben der Polizei rund zwei Millionen Käufer so getäuscht werden. Tipp: Diverse Kfz-Werkstätten und Prüfstellen wie die Dekra e.V., der Technische Überwachungsverein (TÜV) oder die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH bieten Schnelltests an, ob der Kilometerstand stimmt.

Dank Checkliste nichts vergessen

Grundsätzlich sollte man das Fahrzeug, das man kaufen möchte, nur am Tag, nicht bei Regen oder Dunkelheit und am besten zu zweit unter die Lupe nehmen. Vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei. Eine Checkliste, wie sie unter anderem von Automobilclubs und bekannten Gebrauchtwagenportalen wie www.autoscout24.de oder www.mobile.de kostenlos angeboten wird, stellt sicher, dass bei der Kontrolle auch nichts vergessen wird. Sie sollte Schritt für Schritt abgehakt werden.

Tipp: Ein kleiner Magnet hilft bei der Suche, ob beispielsweise nach einem Unfall etwas gespachtelt wurde, sofern der Untergrund im Original aus Metall und nicht aus Plastik ist. Denn dort, wo sich die Spachtelmasse statt Metall befindet, hält der Magnet nicht. Ein Autolack-Dickenmessgerät, das bereits für unter 100 Euro angeboten wird, zeigt auf, ob bereits etwas am Fahrzeug nachlackiert wurde. Wer häufiger Autos kontrolliert, ist mit einem derartigen Gerät gut beraten.

Selbstverständlich sollte das Fahrzeug Probe gefahren werden, denn nur dann zeigen sich viele Mängel oder Probleme. Vorsicht ist geboten, wenn das Fahrzeug beim Fahren und/oder Bremsen auf eine Seite zieht, wenn ungewöhnliche Geräusche auftreten oder es beim Überfahren von Schlaglöchern poltert. Außerdem sollten alle elektrischen Helfer und Funktionen ausprobiert werden – von der Klimaanlage über die Fensterheber und die Sitzheizung bis zur Zentralverriegelung.

Gewährleistung oder Garantie

Alle gewerblichen Autohändler, nicht jedoch private Verkäufer, müssen für das angebotene Fahrzeug eine einjährige Sachmängelhaftung (Gewährleistung) übernehmen. Viele Händler bieten darüber hinaus eine ein- oder zweijährige Gebrauchtwagengarantie an. Aber: Nicht jedes Problem, das an einem Fahrzeug auftreten kann, wie übliche Gebrauchsspuren beispielsweise am Lack oder auch Verschleißschäden unter anderem an den Reifen, Bremsen oder Stoßdämpfern, sind Mängel, die hiervon abgedeckt ist.

Einen Kostenschutz für privat angebotene Fahrzeuge bietet der Abschluss einer Reparaturkosten-Versicherung, die von manchen Versicherern angeboten wird und sowohl vom Käufer als auch vom Verkäufer abgeschlossen werden kann. Die Höhe der Prämie richtet sich dabei nach dem Fahrzeugtyp, dem Alter und dem Kilometerstand sowie nach dem gewünschten Versicherungsumfang und der Laufzeit des Versicherungsschutzes.

Sollte es trotz aller Vorsicht zu Problemen kommen und diese sogar juristisch aufgearbeitet werden müssen, hilft eine Verkehrsrechtsschutz-Versicherung. Sie übernimmt die Anwalts- und Prozesskosten, sofern man vorab vom Versicherer eine entsprechende Leistungszusage eingeholt hat.

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